Am Donnerstag, 4.2.2021 jährt sich der Todestag von Maria Loley zum fünften Mal. Die Sozialarbeiterin und Flüchtlingshelferin war am 16. Oktober 1995 im Postamt ihrer Heimatstadt Poysdorf (Bezirk Mistelbach) Opfer eines Briefbombenattentats geworden.
Am 3. November 1995 fand in Poysdorf ein Fackelzug für Toleranz und Dialog statt, Anlass war die Briefbombenserie, bei der die Poysdorfer Flüchtlingshelferin Maria Loley (M.) schwer verletzt wurde (APA/Kelly Schoebitz/hds)
1981 startete sie privat organisierte Hilfsprojekte für Polen. 1992 baute sie anlässlich des Kriegsausbruchs im ehemaligen Jugoslawien ein Hilfsnetz für Kriegsflüchtlinge auf. 1994 erhielten Maria Loley und die Flüchtlingshilfe Poysdorf den erstmals vergebenen und mit 100.000 Schilling dotierten Preis des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR). Die Jury habe unter anderem deshalb unter 43 Bewerbungen Poysdorf den Zuschlag gegeben, weil die Bevölkerung stark in die Integrationsarbeit eingebunden sei, hieß es damals. Die Flüchtlingshilfe Poysdorf, ein Team von 50 ehrenamtlichen Helfern, „schaffte es, in der Weinviertler Gemeinde mit 5.500 Einwohnern 145 Flüchtlingsfamilien (insgesamt 580 Personen aus den Kriegsgebieten des ehemaligen Jugoslawiens, aber auch Türken, Ägypter und Chinesen) zu integrieren und auch die Bevölkerung zu tatkräftiger Mithilfe zu ermutigen“, berichtete die APA. Ein Jahr später wurde Loley mit dem Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis für Menschenrechte ausgezeichnet und vom ORF-Landesstudio Niederösterreich zur „Frau des Jahres 1994“ gewählt.
Maria Loley gründete 1997 den Verein „Bewegung Mitmensch – Hilfe für Menschen in Not“ mit Sitz in Wien, wohin sich ihr Arbeitsschwerpunkt verlagert hatte. Acht Jahre nach dem Briefbombenattentat sagte sie in einem APA-Gespräch: „Die Erinnerung an die Briefbombe ist eine, die mich heute nicht mehr persönlich betrifft.“ Mehr noch: Es seien „eher positive Assoziationen“, die sie damit verbindet. „Es ist mir danach ungeheuer viel Gutes widerfahren. Alles hat sich zum Besseren gewendet.“ Die – vor allem mentale – Betreuung von Flüchtlingen stehe für sie im Mittelpunkt ihres Lebens: „Es hat sich ganz deutlich gezeigt, dass es auf das Gespräch ankommt. Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung sind verzweifelt – sie brauchen ganz dringend jemanden, der ihnen zuhört.“
Die Flüchtlingshelferin erhielt für ihr Engagement in den Folgejahren zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen wie „Frau des Jahres“ des Fernsehsenders ARD (1996), das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich (1998), das Bundes-Ehrenzeichen (2003), das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2003), den Stephanusorden in Gold der Erzdiözese Wien (2004) und den Liese-Prokop-Frauenpreis des Landes Niederösterreich (2005). Maria Loley starb am 4. Februar 2016 im Alter von 91 Jahren im St. Vitusheim in Laa an der Thaya (Bezirk Mistelbach).
Reinhard Linke, noe.ORF.at